Preisanstiege und BIP-Rückgang zu erwarten
(kunid) Der Ukraine-Krieg wird den Druck auf die Energiepreise steigen lassen und 2022 eine zusätzliche Inflation von mindestens 1,5 % bewirken, schätzt Kreditversicherer Coface. Das BIP-Wachstum der EU wird der Prognose zufolge von 4 % um einen Punkt sinken. Russland steuert auf eine „starke Rezession“ mit einem BIP-Rückgang um 7,5 % zu.
Vor kurzem hat die Acredia Versicherung darauf aufmerksam gemacht, dass durch den Preisanstieg bei Rohstoffen und Energie sowie den Ukraine-Krieg die Insolvenzgefahr verschärft wird.
Nunmehr hat Coface Österreich die Situation neuerlich kommentiert: „Bereits jetzt ist die Lage an den Energie- und Rohstoffmärkten angespannt, der Konflikt sorgt für zusätzlichen Druck“, sagt Country-Managerin Dagmar Koch, Country Managerin.
Geringeres EU-BIP prognostiziert
Rund 40 % der europaweiten Gasversorgung stammen laut Coface aus Russland. „Europas Abhängigkeit von russischem Öl und Gas wird sich deutlich im Inflationsgeschehen widerspiegeln“, so Koch. Coface schätzt die zusätzliche Inflation 2022 auf mindestens 1,5 %.
Das erwartete Wachstum des EU-Bruttoinlandsprodukts wird von 4 %, nach derzeitigen Einschätzungen, um etwa 1 % sinken.
Als Gründe für diese Verringerung wird genannt, dass ein inflationsbedingter Rückgang des Privatkonsums sowie der Unternehmensinvestitionen und der Exporte zu erwarten sind.
Auswirkungen auf Unternehmen
Einzelne Bereiche sind stark vom Konflikt betroffen, die gesamtwirtschaftlichen Folgen halten sich derzeit aber in Grenzen. Das liegt daran, dass die Importabhängigkeit von Russland gering ist – Öl und Gas ausgenommen.
„Obwohl rund 650 österreichische Unternehmen Niederlassungen in Russland haben, ist der daraus zu erwartende Schaden überschaubar“, sagt der Kreditversicherer. Aufgrund diversifizierter Strategien wird der wirtschaftliche Schaden „für so gut wie all diese Unternehmen verkraftbar“ sein, meint Koch.
Während sich, mit Ausnahme einzelner Bereiche, die gesamtwirtschaftlichen Folgen für Europa „im Rahmen halten“, sorgen die Sanktionen im Zahlungsverkehr für große Schwierigkeiten für Russland, so Coface.
Koch: „Wir erwarten, dass Russland auf eine starke Rezession zusteuert und das russische BIP um 7,5 % sinken wird.“
Landwirtschaft, Lebensmittel: Mit Preisanstieg ist zu rechnen
Obwohl höhere Preise für Europa nur in einzelnen Bereichen spürbar sind, hat der Konflikt starke Auswirkungen auf den globalen Agrar- und Lebensmittelsektor. „Der Konflikt betrifft die Kornkammer der Welt, das wird sich bei den Verbraucherpreisen für Getreideprodukte, Fleisch und Speiseöl zeigen“, sagt Koch.
2019 entfielen Coface zufolge global 25 % des Weizen-, 17 % des Mais- und 21 % des Gerste-Exports auf Russland und die Ukraine. Betroffen sind folglich auch die Preise für Fleischprodukte, da Mais und Gerste wichtige Futtermittel in der Nutztierhaltung sind.
Zudem sind Russland und die Ukraine für 75 % des Exports von Sonnenblumenöl und Distelöl verantwortlich.